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Sira Teil 8: Hamza und Omar schließen sich den Gläubigen an


Das Bittgebet des Propheten

Die Verfolgung der Muslime und die Unterdrückung und Folter der Wehrlosen unter ihnen wurden derweil immer härter. Aus dieser Zeit wird ein Gebet des Propheten überliefert, in dem er Gott bat, den Islam durch einen der beiden „Omare“ zu stärken, nämlich Omar ibn al-Khattab und Amr ibn Hischam (Die Worte Omar und Amr bestehen im Arabischen aus denselben drei Konsonanten). Beide beteiligten sich bisher an vorderster Stelle an der Verfolgung der Muslime, wobei zweiter, besser bekannt unter zu seinem Rufnamen Abu Jahl, die Verfolgung schürte und plante und zudem einer der einflussreichsten Männer der Stadt war. Er hatte auch schon Sumayya umgebracht. Gott sollte das Gebet des Propheten für Omar ibn al-Khattab erhören, der einer seiner engsten Vertrauten werden sollte. Abu Jahl blieb aber bei seinem Hass auf die neue Religion und sollte noch im Kampf gegen die Muslime sterben.

Hamza weist Abu Jahl in die Schranken

Er provozierte stattdessen mit einer überzogenen Entladung seiner Aggression gegen den Propheten die Bekehrung des tapferen und angesehenen Hamza und bescherte dem Islam damit einen entscheidenden Vorteil. Abu Jahl beleidigte den Propheten in der Moschee aufs Heftigste und als dieser dazu nur würdevoll schwieg, bewarf er ihn mit einem Stein und fügte ihm eine schwere Verletzung am Kopf zu. Als Hamza, der Onkel und Altersgenosse des Propheten, von dem Vorfall hörte, eilte er sofort herbei und versetzte Abu Jahl einen heftigen Schlag, so dass er blutete. Im gleichen Atemzug erklärte er ihm seinen Übertritt zur Religion seines Neffen. Der Vorfall hätte beinahe zu einer größeren und gefährlichen Auseinandersetzung zwischen den Sippen der beiden Männer geführt, doch Abu Jahl war staatsmännisch genug, seine Leute zurückzuhalten.
In Mekka war die Atmosphäre inzwischen explosiv geworden und es wird auch von konkreten Mordplänen gegen den Propheten berichtet. Zu unaufhaltbar erschien den Oberhäuptern der Koraisch offenbar der Vormarsch des Islam. Vielleicht war es in diesem Zusammenhang, dass auch der ungestüme Omar eines Tages unterwegs war auf der Suche nach Muhammad, um ihn zur Strecke zu bringen.

Holte die Vergangenheit Omar ein?

Seine Halsstarrigkeit und Feindseligkeit gegenüber dem Islam hatte schon einige Muslime spotten lassen, er würde nie den Islam annehmen, eher tue das noch der Esel seines Vaters Khattab. Auch sein Vater hatte bereits ein schwieriges Verhältnis zum Glauben der Einheit Gottes. Er hatte einen Habruder namens Zaid, der zu den Hunafa gehörte und den Götzendienst verwarf. Khattab zwang ihn, Mekka zu verlassen. Zaid begab sich in den Norden und suchte christliche und jüdische Lehrer auf, die ihn im Glauben Abrahams unterrichteten. Als er hörte, dass in Arabien ein Prophet erscheinen sollte, begab er sich auf den Weg zurück in seine Heimat. Unterwegs fiel er einem Raubüberfall zum Opfer. Zaids Sohn Said hatte Omars Schwester Fatima geheiratet und beide gehörten zu den Muslimen der ersten Stunde. Sie hatten ihren Glauben geheim gehalten, gerade vor Omar, der in seinem Verhältnis zu ihrem Glauben genauso kompromisslos zu sein schien wie einst sein Vater.
Aber vielleicht holte ihn gerade diese Geschichte ein. Jedenfalls legen die verschiedenen Überlieferungen zu seiner Bekehrung den Schluss nahe, dass er zwischen den zwei Seiten hin- und hergerissen war. In einer Nacht kurz bevor er sich auf die Suche nach Muhammad gemacht hatte, hatte er dem Propheten zufällig bei der Rezitation einer Sure im Gebet zugehört, was sein Herz zutiefst berührt zu haben scheint und ihn vielleicht in den folgenden Tagen verwirrte. Vielleicht war es nun eine Art Hassliebe, die ihn zu seinem Vorhaben führte: Auf der einen Seite eine tiefe Berührung durch die wundersame Schönheit und die Kraft des Koran, vielleicht auch die dunkle Präsenz der Geschichte seines Vaters und seines Onkels, auf der anderen Seite die eherne Verehrung der Tradition der Väter, um die er nun erst recht in sich selbst fürchten musste. Sein Weg führte ihn zu seiner Schwester Fatima. Er fand sie beim Erlernen einer Sure des Koran und schlug sie dafür heftig nieder. Aber seine Neugier auf den Koran konnte er nicht unterdrücken und „kostete“ ihn erneut durch die Lektüre der Verse, die seine Schwester gerade lernte:
Ta Ha. Wir haben den Qur'an nicht auf dich herabgesandt, um dich unglücklich zu machen, sondern als eine Erinnerung für den, der Gott fürchtet. Eine Offenbarung von Ihm, Der die Erde und die hohen Himmel erschuf. Der Erbarmer, Er hat Sich auf dem Thron zurechtgesetzt. Sein Reich majestätisch herrscht. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist und was zwischen beiden und was unter dem Erdreich liegt. Und ob du nun das Wort laut aussprichst, Er kennt das Geheime und das, was noch verborgener ist. Allah - es ist kein Gott außer Ihm. Ihm kommen die Schönsten Namen zu. (Taha; 20; 1-8)

Er war wieder tief beeindruckt. Auch der Anblick seiner blutenden Schwester muss ihn berührt haben. Er setzte seinen Weg fort und fand den Propheten bei seinen Gefährten an dem geheimen Ort, an dem sie sich regelmäßig versammelten, im Haue Arqam. Als er dort ankam und energisch an die Tür klopfte, hatte er sein Schwert immer noch in der Hand, aber seine feindselige Energie war über die Länge des Weges von seiner Einsicht eingeholt worden und hatte sich längst in Ergriffenheit umgekehrt. Beim Anblick des Propheten sprach er das Glaubensbekenntnis und fiel ihm in die Arme.

Eine vorläufige Wende für die Muslime

Omar trat kurz nach Hamza ebenfalls in den Islam ein. Beide Ereignisse fanden unabhängig voneinander im letzten Monat (dhu l-Hijja) des Jahres 6 nach der Berufung (8 v.H.; 615 n.Chr.) statt. Der fast gleichzeitige Eintritt der beiden in den Islam war für die Muslime eine Erleichterung. Zwar war die Wut der Koraisch vor allem über Omar, der nicht zur Sippe von Muhammad gehörte, groß. Aber die Muslime konnten es ab nun wagen, in der Moschee zu beten und ihren Glauben nicht mehr zu verheimlichen.


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