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Eine Frauensitzung im alten Arabien


Elf Frauen saßen zusammen und unterhielten sich über ihre Männer. Jede sollte berichten und nichts verschweigen. Versprochen. Irgendwo in Arabien, irgendwann zur Zeit des Propheten Muhammad.1 Vielleicht auch etwas früher. Aischa hatte von dieser Geschichte gehört und berichtete ihrem Mann.2 Die Worte der Frauen sind im Arabischen vor allem ein sprachlicher Genuss. Sie bieten aber auch einen Einblick in die unterschiedlichen Lebenssituationen arabischer Frauen damals. Der zweite Punkt steht dem deutschen Leser von selbst zur Verfügung, den ersten versucht die Übersetzung wenigstens erahnen zu lassen.

„Die erste Frau sagte:
Mein Mann ist wie das Fleisch eines abgemagerten Kamels auf dem Gipfel eines steilen Berges: Weder einfach zu erreichen, so dass man dorthin steigen könnte, noch hat es Fett angesetzt, dass es lohnen würde, es herunter zu holen.

Die zweite Frau sagte:
Mein Mann, über den schweig ich mich besser aus, denn fang ich erst an, find ich nicht mehr heraus. Würde ich in den Bericht versinken, ich redete nur von seinen Furunkeln und Karbunkeln.

Die dritte Frau sagte:
Mein Mann ist ein hagerer Hüne. Sprech ich werd ich geschieden, schweig ich werd ich gemieden.

Die vierte Frau sagte:
Mein Mann ist wie die Nacht in der Wüste Tihama: Nicht zu heiß und nicht zu kalt, kein Schrecken und keine Langeweile halt.

Die fünfte Frau sagte:
Mein Mann – zuhause ein zutraulicher Gepard und draußen ein feuriger Löwe. Er fragt mich nicht was war und warum.

Die sechste Frau sagte:
Wenn mein Mann isst, isst er alles weg, wenn er trinkt, trinkt er alles aus, wenn er schläft, ist er ganz verhüllt. Er führt nie seine Hand heran, um zu erfahren, wie es um mich steht.

Die siebte Frau sagte:
Mein Mann ist rüde und blöde, alle Mängel sind seine Mängel, er drischt und bricht, oder beides gemischt.

Die achte Frau sagte:
Mein Mann, seine Berührung so weich wie ein Kaninchen, sein Duft so wunderschön zu riechen.

Die neunte Frau sagte:
Mein Mann ist hoch angesehen, stattlich anzusehen, Gäste bei ihm gern gesehen, sein Haus zum Ort der Gesellschaft ersehen.

Die zehnte Frau sagte:
Mein Mann ist vermögend, und wie vermögend! Vermögend besser als irgend! Seine Kamele sind viel im Gehege, selten zum Grasen auf dem Wege. Wenn sie den Klang der Laute hören, wissen sie gewiss, dass sie für Gäste die Tafel werden zieren.

Die elfte Frau sagte:
Mein Mann Abu Zar’! Oh ja, und was für ein Abu Zar’! Meine Ohren sind schwer von seinem Schmuck, meine Arme haben von seiner Nahrung Fett angesetzt. Er hat mir Freude bereitet, so dass ich mir selbst zur Freude wurde. Er fand mich vor in Mühsal, bei einer Familie, die Ziegen und Schafe hielt. Er holte mich in eine Familie, wo die Pferde wiehern und die Kamele stöhnen, wo man sie ständig hört, wie sie Getreide dreschen und waschen. Bei ihm sag ich und werde nicht geschmäht, schlaf ich bis die Sonne überm Horizont steht, trink ich bis gut getränkt mein Körper geht.
Die Mutter von Abu Zar’! Oh ja, und was für eine Mutter! Ihre Vorratssäcke prall gefüllt, ihr Haus geräumig, groß und weit.
Der Sohn von Abu Zar’! Oh ja, und was für ein Sohn! So grazil und schlank, dass sein Bett die Breite einer Klinge hat, er ist schon satt, wenn er nur gekostet hat.
Die Tochter von Abu Zar’! Oh ja, und was für eine Tochter! Ihrem Vater zuvorkommend und ihrer Mutter, ihre Pracht füllt ihre Tracht, ihrer Nachbarin zur Schmach.
Die Dienerin von Abu Zar’! Oh ja, und was für eine Dienerin! Verbreitet keine Geschichten aus unserem Haus, schaut bei den Vorräten wohl voraus, und macht dem Staube den Garaus.
Eines Tages ging Abu Zar’ nach draußen, zur der Zeit, als die Milch geschleudert wurde. Er traf auf eine Frau, sie hatte zwei Knaben, die Geparden glichen, mit Granatäpfeln spielten und nicht von ihrer Seite wichen. Da schied er sich von mir und nahm sie zur Frau.
Dann heiratete ich einen anderen Mann, edel und großmütig auch er, mit seiner Lanze zu Ross ein ansehnlicher Ritter. Er beschenkte mich reichlich und mehr, Er gab mir von jedem Weidetier ein Paar. Und er sagte zu mir: Iss Umm Zar’, und versorge die Deinen! Doch wenn ich alles zähle, was ich von ihm hab, es kommt nicht der kleinsten Schale gleich, die Abu Zar’ mir gab.“
Aischa berichtete weiter: Der Gesandte Gottes sagte dann zu mir: „Ich bin für dich wie Abu Zar’ für Umm Zar’, nur dass er sich von ihr geschieden hat und ich mich nicht von dir scheide.“


1 Es gibt Überlieferungen, in denen die genaueren Umstände dokumentiert werden, allerdings reicht die Verlässlichkeit ihrer Überlieferungswege nicht an die der Sitzung selbst heran. Zudem sind sie nicht frei von Widersprüchen.
2 Nach der volliegenden Version berichtet Aischa genaugenommen nicht dem Propheten, Gottes Segen und Frieden über ihn, sondern späteren Zuhörern. Am Ende kommt der Prophet selbst zur Sprache, das heißt, es geht um ein Gespräch zwischen beiden, von dem Aischa späteren Generationen berichtet. Wahrscheinlich hat sie dem Propheten erzählt und er hat die ganze Zeit zugehört. Vielleicht hat aber auch der Prophet seiner Frau diese Geschichte erzählt, so wie es eine andere Version des Hadith nahelegt.


Die Übersetzung orientiert sich an der Version von Bukhari. Der letzte Halbsatz findet sich u.a. in der Version von Nisa’i.
Übersetzung: Mohamed Laabdallaoui


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