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Sira Teil 9: Koraisch machen dem Propheten Angebote


Nachdem die mächtigen Männer der Koraisch die neue Situation verarbeitet hatten, dachten sie über ernsthafte Kompromisse nach. In völliger Verkennung der Natur der Offenbarung und gefangen in den Kategorien des Politischen und Ökonomischen entschieden sie, dem Propheten Macht oder Reichtum anzubieten. Sie schickten einen ihrer angesehenen Männer, Utba, zu ihm, ihm ihre Vorschläge zu überbringen.

Utba bin Rabi'a beim Propheten

Sie boten ihm Reichtümer und politisches Ansehen an bis hin zur Stellung des Königs, mit der sie wohl so etwas wie einen Ratsvorsitz meinten. Der Prophet hörte Utba geduldig zu, auch als er ihm anbot, ihm die besten Ärzte kommen zu lassen, wenn seine Sache eine Krankheit oder Besessenheit sei. Als er seinen Vortrag abgeschlossen hatte, fragte ihn der Prophet: „Bist du fertig?“ Dabei nannte er ihn nicht Utba, sondern Abu al-Walid, Vater des Walid, so wie es die Araber untereinander taten, wenn sie zueinander höflich sein wollten. Statt auf das abwegige Angebot des Utba oder seine Unterstellungen einzugehen, trug er ihm einen längeren Abschnitt aus dem Koran vor, der besser geeignet wäre, ihn über die Absichten des Propheten aufzuklären. Es war die Sure Fussilat, die 41. Sure:

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Ha Mim. Eine Offenbarung von dem Erbarmer, dem Barmherzigen, ein Buch, dessen Verse als Koran (viel Wiedergegebenes) in arabischer Sprache klar gemacht worden sind für Leute, die wissen, als Bringer froher Botschaft und als Warner. Doch die meisten von ihnen kehren sich ab, so dass sie nicht hören. Und sie sagen: "Unsere Herzen sind vor dem verhüllt, wozu du uns berufst, und unsere Ohren sind taub, und zwischen uns und dir ist eine Scheidewand. So handle, auch wir handeln." Sprich: "Ich bin nur ein Mensch wie ihr. Mir wird offenbart, dass euer Gott ein Einziger Gott ist; so seid aufrichtig zu Ihm und bittet Ihn um Vergebung." Und wehe den Götzendienern.“ (Fussilat; 41)


Er trug sie vor bis zu der Stelle der Niederwerfung (38. Vers) und warf sich nieder:

Und zu Seinen Zeichen gehören die Nacht und der Tag und die Sonne und der Mond. Werft euch nicht vor der Sonne nieder, und auch nicht vor dem Mond, sondern werft euch vor Allah nieder, Der sie erschuf, wenn Er es wirklich ist, Den ihr verehrt. Wenn sie sich aber in Hochmut abwenden, so preisen Ihn bei Nacht und Tag diejenigen, die bei deinem Herrn sind, und sie sind darin unermüdlich. (Verse 37-38)


Dann wendete er sich wieder seinem Gesprächspartner zu und sagte: „Abu al-Walid, du hast nun gehört. Was du damit machst, ist dir überlassen.“
Utba, der aufmerksam zugehört hatte, konnte sich offenbar der vereinnahmenden Wirkung des Korans nicht entziehen. Er ging zu den wartenden Leuten hinaus und riet ihnen, Muhammad seinen Weg gehen zu lassen: „Ich habe Worte gehört, wie ich sie noch nie gehört habe. Es ist nicht Dichtung, nicht Magie und nicht Zauberei.“, berichtete er und sagte ihnen voraus, diese Worten würden große Bedeutung erlangen. „Wenn ihn die Araber erwischen sollten, seid ihr ihn los. Wenn er sie aber besiegen sollte, wird sein Ansehen auch euer Ansehen und seine Macht auch eure Macht sein.“
Die Männer hatten schon bevor er zu ihnen sprach gesehen, dass er verwandelt war. „Bei Gott, er ist mit einem anderen Gesicht zu euch heraus gekommen als er hinein gegangen ist.“ Sie argwöhnten, Muhammad habe nun auch ihn verhext. Sie setzten sich noch einmal mit Muhammad zusammen, um ihren Angeboten Nachdruck zu verleihen. Als der Prophet, Gottes Segen und Frieden über ihn, ihnen erneut deutlich machte, dass er weder für Geld noch für Macht zu ihnen gekommen sei, sondern zur Verkündung der Botschaft Gottes, mussten sie ihre Strategie ändern. Aus dieser Zeit werden erneute Mordabsichten und Mordversuche an den Propheten überliefert. Aber auch die Anwendung von Gewalt gegen ihn mitten in der Moschee, während er sich im Gebet befand, waren wohl eher Ausdruck grimmiger Hilflosigkeit als echte Machtdemonstrationen.

Die Sippenhaft

Die Koraisch hatten alles versucht, um das Wirken des Propheten zu beenden. Aber statt des Erfolgs mussten sie mit ansehen, wie gewichtige Leute wie Omar und Hamza ihm nun auch folgten und die Muslime zum Aufsuchen der Moschee ermutigten. Manchmal versammelten Hamza und Omar nämlich die Gläubigen und gingen mit ihnen gemeinsam in einer Art Demonstrationszug in die Moschee.
Die Oberhäupter der Koraisch wollten ihren Kampf jedoch nicht aufgeben und beschlossen, die Großfamilie des Propheten, die Banu Haschim, in Sippenhaft zu nehmen, unabhängig davon, ob sie ihm gefolgt oder den Götzen treu geblieben waren, mit der Ausnahme Abu Lahabs. Sie hängten ein Dokument im Inneren der Ka’ba auf, das verordnete, keine Ehen mehr mit den Banu Haschim zu schließen und ihnen weder zu verkaufen noch von ihnen zu kaufen. Selbst der einfache Umgang, das Gespräch, Besuche sollten unterbleiben. Sie würden von den Banu Haschim „keinen Friedensvertrag akzeptieren und kein Mitleid mit ihnen zeigen“, bis sie Muhammad ausliefern würden oder er selbst seine Botschaft wiederrufen würde.
Das Embargo traf die Banu Haschim hart, denn es dauerte lange zwei oder drei Jahre (7-4 v.H.; 616-618 n.Chr.) und wurde rücksichtslos durchgesetzt. Sie waren eine der eher kleineren Sippen und hatten weder nennenswerte politische noch wirtschaftliche Macht. Wenn Handelskarawanen Waren nach Mekka brachten, fingen die Koraisch sie ab oder boten Preise, die die Banu Haschim nicht aufbringen konnten. Verpflegung kam, wenn überhaupt, nur geheim zu ihnen, meist von Leuten aus anderen Sippen, deren Schwestern oder Tanten durch Heirat zu den Banu Haschim gehörten.
Doch die Banu Haschim blieben standhaft beim Schutz Muhammads, bis die Koraisch ihr Embargo im ersten Monat (Muharram) des Jahres 10 nach der Berufung aufhoben. Auch hierzu kam die Initiative von einzelnen Männern, die nicht länger mit ansehen wollten, wie ihre Schwestern und Tanten diese Qual erleiden mussten.


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