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Sira Teil 20: Die Unterwerfung der Parteien der Grabenschlacht


Khaibar wird eingenommen

Zwei Fronten standen nach dem Vertrag von Hudaybiya unverändert: Die Juden von Khaibar, die zusammen mit den dort ansässigen Banu Nadhir die Grabenschlacht organisiert hatten und die gossen Beduinenstämme der Ghatafan in der weitläufigen Najd-Ebene, die zusammen mit den Koraisch ihrer Initiative gefolgt waren. Der Prophet marschierte zu Beginn des Jahres 7 n.H. (Mai 628 n.Chr.) nach Khaibar und nahm nur jene 1.400 Männer des „Treueids des Wohlgefallens“ mit. Khaibar erfuhr von dem Vorhaben und rief die ehemaligen Verbündeten der Ghatafan-Stämme um Hilfe. Sie versprachen ihnen für den Fall des Erfolgs die Hälfte ihrer reichen Ernteerträge. Ein Stamm der Ghatafan schickte eine Truppe auf den Weg. Aber den Muslimen gelang es durch geschicktes Manövrieren, ihnen vorzutäuschen, sie hätten sie hinausgelockt um ihre ungeschützten Siedlungen zu überfallen, und sie kehrten auf halbem Wege zurück.

Khaibar bestand aus mehreren Festungen. Die Taktik der Muslime war, die Festungen nacheinander einzunehmen, denn gegen alle zusammen hätten sie wohl keine Chance gehabt. Deshalb marschierten sie schnell auf und griffen jeweils eine Festung mit der Hauptfront an, während ein kleinerer Teil des Heeres die verbleibenden Festungen beschäftigen sollte. Dann rückten sie zur jeweils nächsten Festung vor. Nach etwa drei Wochen waren alle acht Festungen eingenommen.
Zu Khaibar gehörten reiche landwirtschaftliche Ländereien, vor allem Dattelhaine. Der Prophet vereinbarte mit den Leuten von Khaibar, dass sie für die Hälfte der Ernte dort bleiben durften. Dasselbe geschah mit den umliegenden jüdischen Stämmen.
Der Sieg von Khaibar hatte für Medina auch eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Das scheint den Leuten von Medina auch schon vor dem Feldzug klar gewesen zu sein, denn diesmal wollten alle Medinenser an ihm teilnehmen, auch die Heuchler, die sich sonst vor Kampfeinsätzen zu drücken versuchten.

Die Beduinenstämme des Najd

Nach Khaibar blieb nun die dritte Gruppe der Feinde, die sich zur Grabenschlacht versammelt hatten: Die Beduinenstämme der Ghatafan. Sie waren nicht so organisiert wie die Mekkaner oder die Juden von Khaibar. Deshalb war es schwieriger, sie ein für allemal zu bezwingen. Als der Prophet, Gottes Segen und Frieden über ihn, erfuhr, dass einige von ihnen einen Raubangriff auf Medina planten, rückte er schnell mit einigen Hundert Männern zu ihnen aus, bevor sie sich noch versammeln konnten. So kam es auch zu keinem Kampf, aber diese Machtdemonstration der Muslime hatte dieselbe Wirkung: Die Beduinen ließen von Angriffen und Überfällen weitgehend ab. Im Gegenteil: Sie wandten sich immer mehr dem Islam zu.

Die "Abessinier" kehren zurück

Während des Kampfes um Khaibar traf Ja’far, der Vetter des Propheten, zusammen mit den Männern und Frauen, die nach Abessinien geflohen waren, in Medina ein. Sie waren mehr als dreizehn Jahre im Exil gewesen. Die Freude über ihre Ankunft war groß. Es gab auf beiden Seiten viel zu erzählen – und zu diskutieren. Es wird berichtet, dass Omar seine Tochter Hafsa besuchte und bei ihr Asma’ bint Umais antraf, Ja’fars Frau. Als er erfuhr, wer sie war, fragte er höhnisch: „Ist das die Abessinierin? Ist das die Frau vom Meer?“ Dann behauptete er: „Wir sind euch mit der Hijra zuvorgekommen, also haben wir einen größeren Anspruch auf den Gesandten Gottes als ihr!“ Asma’ warf ihm zurück: „Ganz im Gegenteil! Ihr wart beim Gesandten Gottes, der euch umsorgt und betreut hat, während wir in der Fremde weit weg ausharren mussten. Und das alles für Gott und für seinen Gesandten!“ Sie nahm ihn zum Propheten mit, um die Sache vor ihn zu bringen.
Im selben Jahr vollzog der Prophet zusammen mit etwa 2.000 Muslimen auch die Pilgerfahrt nach Mekka, so wie es mit den Koraisch ausgehandelt worden war.

Mu’ta

Inzwischen war den Großmächten im Norden, Byzanz und Persien, der Aufstieg des Islam nicht verborgen geblieben. Beide hatten unter den arabischen Stämmen Vasallen, vor allem in den Randgebieten der Halbinsel. Der Prophet selbst hatte nach Hudaybiya seine Gesandten zu den Herrschern der umliegenden Reiche von Bahrain bis Ägypten und vom Jemen bis nach Syrien und Persien geschickt, ihnen die Botschaft des Gesandten Gottes zu überbringen.

Ein arabischer Statthalter der Byzantiner aus dem Stamm der Ghassan nahm den Botschafter des Propheten fest und tötete ihn. Dies war der Anlass für die größte und gefährlichste Expedition, die der Prophet je entsandte. Im Jumada Awwal des Jahres 8 n.H. (August/September 629) entsendete er ein Heer von 3.000 Mann zu den Ghassan. Als ihre Führer ernannte er drei Männer, die sukzessive die Heeresführung übernehmen sollten, wenn die jeweils anderen fallen sollten.

Dem Propheten war klar, dass Byzanz dem Vasallenstamm zu Hilfe eilen würde und er stellte sich und die Muslime auf hohe Verluste ein. Die Expedition schien aber notwendig, denn es galt, diese Großmacht abzuschrecken, bevor sie zum Kampf gegen die Muslime aufmarschieren würde. Denn Byzanz hatte gerade einen glorreichen Sieg gegen die Perser errungen und hätte jetzt allen Grund und die Kapazitäten, die entstehende Macht des Islam einzudämmen.

Die Muslime standen mit 3.000 Mann einer gigantischen Übermacht gegenüber. Überlieferungen berichten von 200.000 gut gerüsteten und kampferprobten Byzantinern. Der Kampf war erbittert und die Muslime verloren alle ihre drei Anführer. Sie bestimmten den unübertroffenen Feldherren Khalid ibn al-Walid, der sich vor kurzem der Gemeinschaft des Propheten angeschlossen hatte, als ihren neuen Anführer. Es gelang ihnen am zweiten Tag, den Feinden durch geschickte Manöver eine viel größere Zahl und die Ankunft einer Verstärkung vorzutäuschen. Als die Muslime dann einen geordneten Rückzug antraten, fürchteten die Byzantiner, sie versuchten sie damit in eine Falle in der Wüstenebene zu locken und sahen von ihrer Verfolgung ab.

Am Ende war diese Niederlage doch ein nicht zu unterschätzender Sieg für die Muslime. Nicht nur dass sie mit ihren 3.000 Mann einer ganzen Armee standhalten konnten, sondern auch das Eintreten der abschreckenden Wirkung ihres Feldzugs waren große und wichtige Erfolge.


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