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Die Ergebnisse - Abschlussgala und Konzert am 2. September

von Ahmed Kreusch

Als von „islam.de“ im Sommer 2006 ein Kreativwettbewerb mit dem Thema „Zeig mir den Propheten“ in Deutschland ausgeschrieben wurde, war den Veranstaltern bewusst, dass diese Aufforderung frech und provokant war. „Wie sieht denn unser Prophet aus? Wem soll ich ihn zeigen? Darf man das überhaupt?“ Vor allem aber: „Wie soll ich ihn zeigen?“

Wir ließen uns überraschen

Wir, die buntgemischte Jury, hatten denn auch keinerlei Vorstellungen von dem, was da auf uns zukommen würde. Als wir dann nach dem verlängerten Einsendeschluss alle Einsendungen zum erstenmal präsentiert bekamen, standen wir vor einer erstaunlichen Bandbreite kreativer Arbeiten in völlig verschiedenen Sparten: Gedichte, kleine und große Erzählungen, Lieder unterschiedlichster Art, Bilder, Kalligrafien, Spielfilme, Theaterstücke. Aber auch die Teilnehmer selbst waren höchst unterschiedlich: Kinder, Erwachsene, Gruppen, Teams, Schulklassen, Profis und Amateure. Wie sollten wir da zu einem gerechten Urteil kommen können?

Es zeigte sich sehr schnell, dass die meisten Arbeiten getragen waren von der Liebe und der Verehrung zu unserem Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil. Niemand hatte sich von dem sogenannten „Karikaturenstreit“, der Anfang 2006 monatelang die Medien beschäftigte, irritieren lassen. Niemand hielt es für nötig, den Propheten zu verteidigen oder. Ein gutes Zeichen. Wer sich über den Vollmond ärgert und versucht, ihn mit Steinen zu bewerfen, dem kann man nicht helfen.

Die Liebe zum Propheten ist tatsächlich das Band, das die Herzen aller Muslime in Deutschland vereint, egal woher sie kommen, wo und wie sie leben, und mit den Brüdern und Schwestern in der ganzen Welt verbindet. Und diese Liebe äußerte sich sehr unterschiedlich. Es gab zum Beispiel Briefe an den Propheten, naiv und anrührend, „lieber Prophet, ich wollte Dir immer schon einmal schreiben...“, oder Texte von türkischen Frauen, mit denen sie ihre Sehnsucht nach Nähe und Gemeinschaft mit „ihrem Propheten“ beschrieben. Die Schwierigkeiten, die einige mit der deutschen Sprache hatten, störten überhaupt nicht, diese Arbeiten wirkten gerade dadurch noch authentischer.

Der Künstler und der Schleier zum Unbeschreiblichen

Solche Arbeiten kamen bei uns am stärksten an, in denen die Verfasser ihre ganz persönlichen Erlebnisse, Visionen und Gefühle, die sie bei der Beschäftigung mit dem Propheten Muhammad hatten, zu schildern versuchten. Sie waren eindeutig stärker als die, die seine bekannten Eigenschaften, seine Taten und Aussagen aufzählten und beschrieben. Der Künstler als Medium, seine Kunst als Schleier für das Unsichtbare, das, was eigentlich unbeschreiblich ist. Erst durch diesen Schleier wird „es“, in unserem Fall „er, der Prophet“, sichtbar. Rilke formulierte dieses Phänomen vor über hundert Jahren in seinem „Stundenbuch“, indem er die Hauptfigur, seinen Künstler-Mönch, sagen ließ:

"... und Dich verhüllen unsere frommen Hände,
sooft dich unsere Herzen offen sehn.“


Die Gewinner der Hauptpreise

Am stärksten wird das in der Arbeit von Abu Bakr Heyn aus Freiburg deutlich, der eine Traumvision beschreibt, in der er den Propheten in Medina besucht und mit ihm spricht. Wir erfahren nicht, was der Prophet sagt, aber allein durch die Art, wie Heyn seine Zustände bei dieser „Traumreise“ schildert, sind wir plötzlich mit dabei und erleben mit ihm. Dazu kommt eine rhythmische, rappende Sprache, die den Zuhörer förmlich mitreißt und in ihrer Dichte bis zum Ende nicht mehr loslässt. Wir waren erstaunt und beglückt über diese fast in jeder Beziehung makellose Arbeit und gaben ihr einstimmig den ersten Preis.

Der dritte Preis, ein Text der 26jährigen türkischstämmigen Medizinstudentin Yildiz Kaya aus Hamburg, erreicht diese Nähe zum Propheten durch eine sehr mutige Identifikation der Autorin mit all den muslimischen Frauen, die unter so mancher Heuchelei, Einschüchterung, sogar Gewalt zu leiden haben – und das im Namen „ihres“ Propheten.

Der zweite Preis, ein Lied des Frankfurter Liedermachers Rida el Housseini mit einem Refrain, einem Ohrwurm, der zum Mitsingen einlädt, und der vierte Preis, ein „Song“, mit gewaltiger, expressiver Stimme vorgetragen von Aisenur Saglam, einer Sängerin philippinischer Herkunft, die in Deutschland zum Islam kam, machten die starke Beteiligung von Musikern deutlich.

Die Suche nach dieser liebevollen „Nähe“ halfen der Jury, Arbeiten unterschiedlichster Professionalität, perfekte und weniger perfekte, miteinander vergleichen zu können, auch bei solchen, denen man Schwierigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache anmerkte.

Insgesamt zeigte sich mit den 116 eingesandten Arbeiten zum ersten Mal eine fantastische, bunte Kreativität, die absolut „von unten“ kommt, weder gesteuert noch gefördert durch Kulturinstitute, Ministerien oder Kunstmärkte. Man kann hier tatsächlich so etwas wie eine eigene, neue „deutsche islamische Kultur“ erahnen. Der Islam hat auch früher schon, dort wo er hinkam, die lokalen kulturellen und künstlerischen Traditionen angenommen und zusammen mit den Künstlern und der Kunst des „fremden Landes“ neue Ausdrucksformen gefunden. So im gotischen Spanien, in Anatolien, in Westafrika, in Zentralasien oder in Indonesien.


Abschlussgala und Konzert

In einer öffentlichen Gala am Sonntag, den 2. September 2007 in der Darmstädter „Centralstation“ werden die Gewinner und ihre Arbeiten vorgestellt. Soweit das möglich ist, werden auch die nicht prämierten Arbeiten in einer Ausstellung zu sehen sein. Islam.de feiert an diesem Tag auch sein 10-jähriges Bestehen. Und für die, denen ein solches schönes Ergebnis Sorgen bereitet, für alle unverbesserlichen Islamhasser und Phobos hat kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe selbst schon vor 190 Jahren einen Spruch formuliert, für den wir ihm heute gerne noch posthum einen Sonderpreis verleihen möchten:

„Ärgerts jemand, dass es Gott gefallen
Mahomet zu gönnen Schutz und Glück?
An den stärksten Balken seiner Hallen
Da befestig er den derben Strick,
Knüpfe sich daran. Das hält und trägt!
Er wird fühlen, dass sein Zorn sich legt!“


Die Abschlussgala endet mit einem Konzert: Die Gäste dürfen sich unter anderem auf das Comeback von Hülya Kandemir und auf den ersten muslimischen Reggae-Musiker Chaldun freuen.


Der Autor Ahmed Kreusch ist Vorsitzender der Jury

Zum Kartenvorverkauf und Anfahrt


Und nun alle Gewinner (Platz 1 bis 10) des Kreativwettbewerbs „muslim made – Zeig mir den Propheten!“


1. Abu Bakr Heyn



2. Rida El Houssaini


3. Yildiz Kaya


4. Aysenur Helen Ramos Saglam

5. Mevliyar Er

6. Melih Kesmen

7. uma lamo (Theatergruppe)

8. Mariam Charif

9. Jörg Hanusch

10. Duran Feyza




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